Musterzimmer #01 – 2017/18
Es war ein Experiment und als solches war das Ergebnis offen. Die Professoren Yvonne Brandenburger und Jockel Deckert zeichneten verantwortlich für das Projekt, das im WiSe 2017/18 einen ersten Schritt auf dem Weg zur Rettung des leerstehenden Schlosses in Wiehe darstellte.
Auf den ersten Blick machte die Aufgabe einen einfachen Eindruck. Der Entwurf eines Muster-Gästezimmers schien eher den Anforderungen, die an Studienanfänger gestellt werden, zu entsprechen. Allerdings bestand die Aufgabe auch darin, das kleine Projekt ausführungsreif durchzuplanen bis zur letzten Schraube. Darüber hinaus war eine detaillierte Kosten- und Bauabblaufplanung zu erstellen.
Drei mutige Studierende waren bereit, sich auf dieses Experiment einzulassen. Lisa Erbe, Nikolai Gemmecke und Jan-Philipp Küsters erarbeiteten in einer ersten Phase Konzepte, aus denen gemeinsam die zu realisierende Lösung gewählt wurde und im Team weiter detailliert wurde. Während die Professoren sich um die Förderung des Projektes kümmerten warben die Studierenden weitere Sponsoren für die Baumetarialien.
Für die Ausführung waren sieben Wochen vorgesehen. Dazu bezogen die Studierenden den beheizten Speisesaal im Schloss, stellten die Feldbetten auf, die der Verein angeschafft hatte, kochten gemeinsam in der Schlossküche. Das Organisieren der Baumaterialien und erforderlichen Werkzeuge stellte eine große Herausforderung dar. Dabei wurden sie von einem örtlichen Handwerker mit Lehrauftrag (Frank Bigeschke) tatkräftig unterstützt und mit fachlichen Tips und Hinweisen angeleitet. So wurden Trockenbauwände gestellt, der alte Dielenboden ergänzt, abgeschliffen und mit Wachs versiegelt.
Dann ging es zurück nach Erfurt, wo in der Hochschul-Werkstatt die Unterkonstruktionen der Einbauten hergestellt wurden. Hierbei wurden die drei unterstützt von den dortigen Meistern und weiteren Studierenden mit entsprechenden Fachkenntnissen. Überhaupt war das Interesse am Projekt groß, stets waren Gäste im Schloss zu treffen, die halfen und anpackten. Zuhilfe kamen auch Studierende, die beispielsweise mit einer Ausbildung zum Elektriker beratend und ausführend zugegen waren, wenn sie gebraucht wurden, wohl wissend, dass die Endabnahme durch eine Fachfirma zu erfolgen hatte.
Der Zeitplan wurde eingehalten, wenn auch nicht stressfrei. Selbstverständlich fanden die Kolloquien zur Bachelorthesis im Schloss statt.
Das Experiment ist geglückt, das Zimmer ist nutzbar. Es ist ein eindeutiges Einzelzimmer. Klosterhafte Kargheit zeichnet das asketische Design aus. Ein weißes Möbel erstreckt sich auf Sitzhöhe längs des schmalen Raumes. Darin eingelassen die Liegefläche, ein Schubfach, Toilette und Dusche. Das Waschbecken steht als scheinbar bewegliches Accessoire auf dem Board. Die vorgestellte Rückwand verdeckt die Aufputzleitungen, die die Eingriffe in die historische Bausubstanz auf ein Minimum reduzieren. Die dezente Hinterleuchtung spendet karges Orientierungslicht, das von einer beweglichen Arbeitsleuchte für Bett und Waschtisch akzentuiert wird.
Beteiligte
Themenstellung:
Prof.in Yvonne Brandenburger & Prof. Joachim Deckert, Fakultät Architektur und Stadtplanung, Fachhochschule Erfurt
Konzept:
Nikolai Gemmecke, BA
Bearbeitung:
Lisa Erbe, BA, Nikolai Gemmecke, BA, Jan-Philipp Küsters, BA
Praxispartner:
Frank Bigeschke, Wiehe
Tischler:
Matthias Staudt, Marc Kratzer, Mark Winnefeld (Studierende), Fa. Haftung, Donndorf
Elektro:
Johannes Glasser, Franziska Brandenstein (Studierende), Fa. Severin, Wiehe
Heizung/Sanitär:
Fa. Bigeschke, HLS, Wiehe
Förderer:
Thüringer Ministerium für Justiz, Migration und Verbraucherschutz, Velux, Landlab Schloss Wiehe e.V.
Sponsoren:
Klöpferholz, Artemide, HansGrohe, Villeroy&Boch, Ideal Standard, JUNG, Matrazzo, Sanit, Fa. Bigeschke