
Internationale Soziale Arbeit - Selbstverständnis und Reaktionen auf globale Krisen und Reglementierungen
Die für das Sommersemester 2025 angedachte Ringvorlesung der Fachgruppe Internationale Soziale Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) will der „großen Frage“ nachgehen, was wir aktuell eigentlich unter Internationaler Sozialer Arbeit verstehen. Diese grundlegende Thematisierung des Feldes, die in der Fachgruppe von Beginn an kontrovers diskutiert wurde, ist immer auch eine des eigenen Selbstverständnisses.
Aktuell geht Internationale Soziale Arbeit von jenen herausfordernden Themen einer „globalen Vielfachkrise“ aus, an denen sie weder theoretisch noch praktisch vorbei kann, weder national noch international. Die Knotenpunkte dieser „globalen Vielfachkrise“ sind u.a. globale Ungleichheit, neoimperiale Politiken, Konflikte, Kriege, Klimawandel, Migration, Fundamentalismus; Rassismus, Antisemitismus, Antiislamismus und Populismus.
In einer reflexiven und kritischen Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen, die zugleich analysiert und Lösungen sucht, kann Internationale Soziale Arbeit sich der eigenen Positionen neu vergewissern bzw. über neue Fragen zu „neuen Ufern“ gelangen und somit auch das eigene utopische Potential erhöhen. In einer Zeit der großen Herausforderungen und Umbrüche, die durch die globalen Vielfachkrise ausgelöst werden bzw. diese zudem beschleunigen, scheint dies geboten.
Ein besonderer Blick muss dabei auf die Reaktionen der Sozialarbeit in unterschiedlichen Ländern auf Einschränkungen zivilgesellschaftlicher Aktivitäten durch konservative, populistische und autoritäre Politik geworfen werden; vielfach diskutiert als shrinking spaces. Gerade diese erkennbaren politischen Einschränkungen der Spielräume verengen auch die möglichen Antworten auf die angedeuteten Krisen und Herausforderungen. Die Diskurse (und Vorträge) der Ringvorlesung sollten deshalb auch im Kontext von Sozialarbeit und internationaler Politik Erörterung finde. Dabei sind auch die seitherigen Positionierungen zu neoimperialen Entwicklungen bzw. zur Kritik an postkolonialen Positionen zu hinterfragen. Letztlich sollte diese Auseinandersetzung vor dem Hintergrund der alten und immer wieder zu erneuernden Dialoge zwischen Indigener Wissenschaft (Epistemologien des Südens) und westlicher Wissenschaft (Hegemonie) stattfinden.
Mitorganisator der Ringvorlesung ist Professor em. Dr. Ronald Lutz, pensionierter Professor an der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Erfurt.