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Sweets – Entwürfe für die ehemalige Schokoladenfabrik in Greußen

Axonometrie der Schokoladenfabrik Greußen
Revitalisierung der Schokoladenfabrik in Greußen

In Thüringen steht aktuell die Zukunft vieler Bestandsbauten einer besonderen Typologie auf dem Spiel: Die Industrialisierung hat in der Gründerzeit auch hier zu einem regelrechten Bauboom geführt, der sich in den Wohn- und Gewerbevierteln der thüringischen Städte deutlich abbildet. In ländlichen Regionen entstanden gleichzeitig zahlreiche Fabriken. Diese reichhaltige Industriekultur zu erhalten stellt eine große Herausforderung dar, der auf unterschiedlichen Ebenen begegnet werden muss. Die zeitnahe Sicherung der bestehenden Bausubstanz, die aufgrund mangelnder Instandhaltung immer weiter verfällt ist dabei eine dringliche Aufgabe, für die Städte, Kommunen, Behörden und die Zivilgesellschaft oft erst sensibilisiert werden müssen, indem die Potentiale des Bestandes umfassend und anschaulich aufgezeigt werden. Diesem Ziel widmen sich die hier gezeigten Arbeiten der Studierenden des Masterstudiengangs Architektur der Fachhochschule Erfurt am Fachgebiet „Entwerfen und Bauen im Bestand“. Ihre Entwürfe eröffnen programmatische und räumliche Zukunftsszenarios für die ehemalige Schokoladenfabrik Greußen. Auf Grundlage von Recherchen zu Architekturgeschichte, Gebäudetypologie und bauzeitlicher Handwerkstechnik und aufbauend auf der Analyse von spezifischen Standortpotentialen wurden neue Nutzungsszenarien entwickelt und architektonische Konzepte sowie Pläne für deren baulich-räumliche Umsetzung erarbeitet.

Im Wintersemester 2021-22 wurde die ab dem Jahr 1872 errichtete Schokoladenfabrik in Greußen in einem Master-Projektstudio mit Begleitseminar behandelt. Insgesamt 17 Studierende erarbeiteten eine umfängliche Bestandserfassung und erstellten Nutzungskonzepte und Entwürfe für die Nachnutzung dieses städtebaulich und architektonisch hochwertigen Gebäudeensembles. Der Gebäudekomplex mit mehr als 6.500 m2 Nutzfläche besteht aus dem ehemaligen Fabrikgebäude, das sich in mehrere 2- bis 4-geschossige Baukörper gliedert und der ehemaligen Fabrikantenvilla. Direkt an der Bahnstrecke Erfurt - Nordhausen gelegen bildet die Fabrik zusammen mit dem jenseits der Gleise gelegenen ehemaligen Bahnhofsgebäude, das inzwischen zu einem Wohnprojekt umgebaut wurde ein einladendes städtebauliches Ensemble. Die Entwürfe der Studierenden stellen Zukunftsperspektiven für zu Projektbeginn vom Abriss bedrohte Objekt dar. Aufbauend auf analytischen Untersuchungen wurden die Potentiale des Standortes aufgedeckt, neue Nutzungsszenarios gefunden und in konkrete Raumprogramme übersetzt. Dabei wurden nicht nur die aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen betrachtet wie z.B. die Situation auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt, mögliche Bedarfe der regionalen Gründerszene und eine vielerorts ablesbare Tendenz, den Lebensmittelpunkt aus den Städten in ländliche Gebiete zu verlagern. Auch der bestehenden Bausubstanz wurde als Ressource eine zentrale Rolle eingeräumt. Die eingehende Untersuchung des Gebäudebestands und der vielfältigen historischen Baukonstruktionen lieferte Grundlage und Inspiration für Entwürfe baulich-räumlicher Interventionen, die die Schokoladenfabrik als Stadt-Land-Hub zum Wohnen und Arbeiten und für kulturelle und soziale Nutzungen neu etablieren könnten.

Teilnehmer:innen
Christian Brömmer, Chantal Fiebig, Wilhelm Franke, Lisa Heiderich, Tobias Hempel, Max Krüger, Katharina-Sophie Lange, Anton Lauterbach, Klaus Noack, Philipp Schneider, Noah Schulz, Laura Wietschorke, Annabell Zink