1. Sie sind hier:

ReThRoWald

Rehwildfang mit Netz zur Besenderung
Rehwildfang mit Netz zur Besenderung

Ziele und Vorgaben

Die Lebensräume von Reh- und Rotwild unterliegen derzeit tiefgreifenden ökologischen Veränderungen, insbesondere durch das großflächige Absterben von Fichtenbeständen, verursacht durch Trockenheit und Borkenkäferbefall seit 2018. In den Thüringer Mittelgebirgen entstanden dadurch großräumige Kahlflächen, die das Nahrungsangebot und die Bewegungsmuster der Tiere erheblich beeinflussen.

Neben diesen strukturellen Veränderungen kehren Großprädatoren wie der Wolf zurück, und seit 2024 hat die Wiederansiedlung des Luchses in der Region begonnen. Diese Entwicklungen stellen neue Herausforderungen dar, da sie die Interaktion zwischen Wildtieren und ihrer Umgebung sowie die Einflüsse durch Jagd und menschliche Aktivitäten wie Freizeitnutzung verändern.

Das Projekt untersucht, wie sich Landschaftsveränderungen, die Präsenz von Großprädatoren und anthropogene Faktoren auf das Raum-Zeit-Verhalten von Reh- und Rotwild auswirken. Dabei werden zehn Jahre bestehender Monitoring-Daten analysiert und mit neuen Daten aus der Phase der Etablierung von Luchs und Wolf verglichen.

Dabei werden verschiedene Datengrundlagen und moderne Analysemethoden kombiniert, um ein umfassendes Bild der Einflussfaktoren auf das Verhalten von Reh- und Rotwild zu erhalten. Zunächst werden GPS-Telemetriedaten genutzt, um die Bewegungsmuster einzelner Tiere detailliert nachzuvollziehen. Ergänzend dazu liefern Kamerafallen in den Untersuchungsgebieten Informationen über das Verhalten und die Aktivitätsmuster der Wildtiere.

Parallel dazu werden Fernerkundungsdaten, beispielsweise von Sentinel-2-Satelliten, verwendet, um die Landschaftsstruktur, das Vorhandensein von Kahlflächen, Straßen und anderen Infrastrukturelementen zu erfassen. Diese Datengrundlage bildet die Basis für weiterführende Analysen.

Ein zentrales Element des Projekts ist die Entwicklung eines Simulationsmodells. Dieses Modell simuliert das Verhalten einzelner Tiere sowie deren Wechselwirkungen mit ihrer Umwelt. Dabei wird das Modell durch Regressionsanalysen parametrisiert, um die beobachteten Zusammenhänge zwischen Umweltbedingungen, Landschaftsstruktur und Wildtierverhalten abzubilden. Mit diesem Ansatz können verschiedene Szenarien getestet und die potenziellen Auswirkungen von Umwelt- und Managementmaßnahmen prognostiziert werden. Das Ziel ist es, komplexe Wechselwirkungen sichtbar zu machen und Handlungsempfehlungen für ein nachhaltiges Wildtiermanagement abzuleiten.

Innovationsansatz

Seit 2012 werden umfassende Daten zum Verhalten von Reh- und Rotwild im Thüringer Wald erhoben. Diese Langzeitbeobachtungen bilden die Grundlage für ein dynamisches Simulationsmodell, das die Auswirkungen von Landschaftsveränderungen, der Wiederkehr von Großprädatoren sowie menschlichen Einflüssen auf die Wildtierdynamik analysiert.Durch die Verknüpfung von GPS-Telemetrie, Kamerafallen-Daten und Fernerkundung wird ein detailliertes Verständnis für die Anpassungsstrategien der Wildtiere entwickelt. Das Modell ermöglicht es, verschiedene Szenarien zu testen, beispielsweise wie sich die Wiederansiedlung des Luchses seit 2024 oder das großflächige Absterben von Fichtenbeständen auf Bewegungsmuster und Habitatnutzung auswirken.Ein zentraler Innovationsaspekt ist die Szenario-Modellierung, die auf über zehn Jahren realer Daten basiert. Dadurch können fundierte Prognosen erstellt und praxisnahe Handlungsempfehlungen für das Wildtiermanagement abgeleitet werden. Dies trägt dazu bei, Wildschäden zu minimieren, das Miteinander von Wildtieren und menschlicher Nutzung zu verbessern und den Waldumbau im Thüringer Wald gezielt zu unterstützen.

Aufgabenfelder

- Langzeit-Datenauswertung und Monitoring
- Untersuchung der Auswirkungen von Landschaftsveränderungen
- Einfluss der Rückkehr von Großprädatoren
- Menschliche Einflussfaktoren und Managementoptionen
- Entwicklung eines Simulationsmodells
- Ableitung von Handlungsempfehlungen

Wissenschaftlicher Beitrag

Dank der Kooperation zwischen der Fachhochschule, der Universität Göttingen und der Landesforstverwaltung ThüringenForst werden die gewonnenen Erkenntnisse nicht nur der praktischen Forstwirtschaft zugutekommen, sondern auch im wissenschaftlichen Kontext aufbereitet. Geplante Veröffentlichungen in Fachzeitschriften werden die Ergebnisse des Projekts einer breiten wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich machen und damit zur Weiterentwicklung der Wildtier- und Waldökololieforschung beitragen.

Projektpartner:innen