Rekonstruktion der Großen Synagoge Erfurt als Virtual-Reality-Vorhaben
Was war?
In diesem Jahr begeht Thüringen „Neun Jahrhunderte jüdischen Leben“. Daran geknüpft sind zahlreiche Veranstaltungen und Projekte. Eines dieser Projekte ist die virtuelle Rekonstruktion der Großen Synagoge in Erfurt, die im Novemberprogrom 1938 geplündert, zerstört und in Brand gesetzt wurde.
Die Erfurter Geschichte kennt fünf Synagogen, von denen drei bis heute real erlebbar sind: die mittelalterliche Alte Synagoge, die neuzeitliche Kleine Synagoge und die Neue Synagoge als einziger Synagogen-Neubau in der DDR. Damit verfügt die Stadt über eine besondere Vielfalt und Kontinuität im Synagogenbau. Mit der virtuellen Rekonstruktion der Großen Synagoge, die in ihrer fünfzigjährigen Geschichte eine mit der mittelalterlichen Alten Synagoge vergleichbare Bedeutung für die jüdische Geschichte der Stadt erlangt hat, wird ein wichtiges Glied in dieser Kette an Synagogen wieder sichtbar - gegen das von den Nationalsozialisten gewollte und mit zerstörerischer Gewalt organisierte Vergessen.
Mit der rechtlichen Gleichstellung der Jüdinnen und Juden nach 1871 eröffneten sich zunächst Chancen für ihre gesellschaftliche Emanzipation. Ihre Innovationskraft veränderte vor allem in den Städten Kunst und Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft. In vielen Städten Thüringens bauten die wachsenden jüdischen Gemeinden neue Synagogen. In Erfurt wurde die Große Synagoge mit 500 Sitzplätzen 1884 geweiht. Doch die Nationalsozialisten zerstörten dieses reiche jüdische Leben in Thüringen.
Welche Idee?
Erstmalig kann nun eine zerstörte Synagoge in Thüringen erlebbar gemacht werden. Diese virtuelle Rekonstruktion zielt darauf ab einem breiten, heterogenen und jungen Publikum einen niederschwelligen Zugang zur jüdischen Kultur und Geschichte gewähren, der einen integralen Bestandteil der städtischen Geschichte und Gegenwart darstellt.
Zum Einsatz kommt dabei eine Virtual-Reality-Umgebung (VR), (einen kleinen Einblick gibt es am Ende der Seite unter 'weitere Infos') bei der die Betrachter*innen die Illusion einer realitätsnahen historischen Raumwahrnehmung erleben: Mit Hilfe einer VR-Brille und Hand-Controllern können sie, ähnlich wie in einer Zeitmaschine, in die „Vergangenheit“ reisen und die Große Synagoge in ihrem Zustand vor ihrer Zerstörung kennenlernen. Dazu werden das Gebäude, aber auch seine Einrichtung sowie wichtige Objekte des jüdischen Lebens definiert und anschließend in einen interaktiven Raum übertragen. Dieser Raum lässt sich dann in Originalgröße individuell erkunden. Zusätzliche Informationsangebote erläutern historische Zusammenhänge, aber auch Riten und Gebräuche des jüdischen Lebens in und um eine Synagoge.
Was kommt?
Die Virtual-Reality-Anwendung der Großen Synagoge Erfurt wird dann am 5. September 2021, dem europäischen Tag der jüdischen Kultur, um 17 Uhr in der Kleinen Synagoge in Erfurt der Öffentlichkeit übergeben. Besucher*innen der Kleinen Synagoge sowie die Gäste der Jüdischen Landesgemeinde in der Neuen Synagoge können ab diesem Zeitpunkt die VR-Brille nutzen. Gleichzeitig wird ein Web-3D-Modell der Großen Synagoge Erfurt auf Jüdisches Leben in Thüringen | thueringen.de und auf Große Synagoge wird virtuell erlebbar | Erfurt.de zugänglich sein.
Nachverfolgbar sind die Projektfortschritte auf dem Instagram-Kanal der Universität Erfurt: "Jüdisches Leben in 3D".
Die FH Erfurt dankt der Thüringer Staatskanzlei für die finanzielle Förderung!
Projektbeteiligte:
- Neun Jahrhunderte Jüdisches Leben in Thüringen
- Thüringer Staatskanzlei
- Landeshauptstadt Erfurt
- Jüdisches Leben Erfurt
- Universität Erfurt
- Fachhochschule Erfurt
- Thüringer Univertsitäts- und Landesbibliothek Jena
Anprechpersonen:
Prof. Dr. Patrick Rössler
E-Mail: patrick.roessler@uni-erfurt.de
Medien- und Kommunikationswissenschaft
Philosophische Fakultät Universität Erfurt
Prof. Dr. Christiane Kuller
E-Mail: christiane.kuller@uni-erfurt.de
Neuere und Zeitgeschichte und Geschichtsdidaktik
Philosophische Fakultät Universität Erfurt
Projektleitung:
PD Dr. Annegret Schüle
E-Mail: annegret.schuele@erfurt.de
Oberkuratorin Neuere und Zeitgeschichte der Geschichtsmuseen der Landeshauptstadt Erfurt
Dr. Andreas Christoph
E-Mail: andreas.christoph@uni-jena.de
Leiter Abteilung Digitales Kultur- und Sammlungsmanagement,
ThULB Jena
Mitarbeiter*innen im Projekt:
BEREICH GESCHICHTE
Lisa Caspari, M.A.
Susan Goldammer, M.A.
Christian Hermann, M.A.
BEREICH VR-REKONSTRUKTION
Luiz Killi, M.A.
Tim Röser, B.Sc.
Aditya Madawana, M.Sc.