Im Gespräch mit Bautzen
Wissenschaftler*innen der Fachhochschule Erfurt veröffentlichen eine Webseite mit Ergebnissen eines Forschungsprojekts zu gesellschaftlichen Konflikten und gesellschaftlichem Zusammenhalt in Kommunen. Sie soll Erfahrungen dokumentieren, die Konflikte beschreiben und Wege aufzeigen.
Wie wichtig es ist, im Gespräch zu bleiben, wird immer dann betont, wenn Spannungen den Zusammenhalt bedrohen. Die aktive Zivilgesellschaft in Sachsen und anderswo investiert viel ehrenamtliches Engagement in diesen Zusammenhalt der Stadtgesellschaft und erlebt hier unterschiedliche Konflikte. Eine Forschungsgruppe des Fachgebiets Stadt- und Raumsoziologie der Fachhochschule Erfurt hat im dreijährigen Forschungsprojekt „Konflikte im Ehrenamt als Potenzial für demokratische Lernprozesse“ zwischen 2019 und 2021 über 70 Interviews mit Bautzenerinnen und Bautzenern aus den Bereichen Ehrenamt, Verwaltung und lokaler Politik geführt. Eine Webseite dokumentiert diese Erfahrungen, hält Ergebnisse fest und gibt Anregungen für den Umgang mit Konflikten.
Dabei untersuchte das Forschungsteam soziale Konflikte, die sich zunächst am Umgang mit der vermehrten Zuwanderung Geflüchteter ab 2015 entzündet hatten. Eine interviewte Person sagte dazu: „Das war 2015 einer der größten Streitpunkte zwischen Ehrenamt, Verwaltung, Politik und den Profis, die schon immer soziale Arbeit geleistet haben. Dort prallen wahrnehmbar Welten aufeinander.“. Seit 2019 hat der Zuzug abgenommen und die Gesellschaft reibt sich u.a. an den Maßnahmen zur Eindämmung der Covid19-Pandemie. Die gewonnenen Erkenntnisse stehen beispielhaft für viele andere Kommunen, die sich mit ähnlichen Situationen konfrontiert sahen.
Das Projektteam der FH fragte nach Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit diesen Herausforderungen. Die Erkenntnisse stellen die Wissenschaftler*innen der Fachhochschule nun seit dem 01.03.2022 auf der Website „www.im-gespraech-mit-bautzen.de“ als Erfahrungsschatz für andere Städte und zukünftige Ereignisse bereit. Die Website richtet sich vorrangig an Ehrenamtliche und die aktive Zivilgesellschaft, sowie Menschen aus Wissenschaft und Politik, die in ihrer Arbeit mit sozialen Konflikten und Polarisierung konfrontiert sind.
Die Website ist in drei Teile untergliedert. Der erste Teil „Konflikte im Ehrenamt“ zeigt exemplarisch, welche Konflikte Ehrenamtliche in ihrer Arbeit für Geflüchtete erlebt haben und wie sich einige dieser Konflikte auf die Stadtgesellschaft ausgewirkt haben. Im zweiten Teil „Gruppen des gesellschaftlichen Zusammenhalts“ werden ehrenamtliche Gruppen untersucht, in denen zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit über die Grenzen politischer Lager hinaus gelingt. Im Fokus steht die Frage, was diese Gruppen, deren Mitglieder unterschiedliche Einstellungen haben, zusammenhalten kann. Teil drei „Anregungen zur Konfliktbearbeitung“ soll jenen ehrenamtlichen Gruppen, deren Mitglieder unterschiedliche Einstellungen haben, Hinweise und Anregungen aufzeigen, wie die Gruppe mit internen und externen Konflikten umgehen kann.