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Cannabis: Wissenschaftliche Ausbildung und Forschung in der Fachrichtung Gartenbau

Die Fachhochschule Erfurt präsentierte sich erstmals auf Europas größter Cannabis-Messe, der „Mary Jane“, in Berlin. Vom 14. bis 16.06.2024 war die Fachrichtung Gartenbau der FH Erfurt mit einem eigenen Stand auf dem führenden Event der Branche vertreten. An drei Tagen führte die vollständig ausgebuchte Messe 400 Aussteller und rund 40.000 Besucher auf dem Messegelände zusammen.

Warum die Fachhochschule Erfurt an diesem Event teilgenommen hat, dazu gibt Prof. Dr. Wim Schwerdtner, Studiengangsleiter der Fachrichtung Gartenbau, Auskunft: „Im Gartenbau beschäftigen wir uns mit der Intensivproduktion von Nutz- und Zierpflanzen unter professionellen Bedingungen. Das unterscheidet uns von Hobby-Gärtnern. Cannabis ist für uns eine weitere spannende Pflanze und ein vielfältiger Rohstoff – sei es als Faserhanf für die Kleidungsproduktion, als Medizinalhanf für die Therapie, als Lebensmittel, als Kosmetik-Grundstoff oder jetzt auch als Genussmittel.“

Die Teillegalisierung von Cannabis seit dem 01.04.2024 ist für Prof. Schwerdtner bedeutsam. Denn schon seit einigen Jahren sei bei den Studierenden der Fachrichtung Gartenbau ein steigendes Interesse an der Pflanze zu erleben – bislang vor allem als Medizinalhanf. „Durch die Streichung von Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz und die zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz steigt auch die Nachfrage nach Cannabis-Produkten. Jedoch gibt es bislang fast keine professionelle Produktion in Deutschland, keinerlei wissenschaftliche Ausbildung und Forschung. Das wollen wir ändern“, so Schwerdtner weiter.

Ab dem kommenden Wintersemester bietet die FH Erfurt im Bachelor-Studiengang „Gärtnerischer Pflanzenbau“ eine Vielzahl von Modulen an, in denen sich die Studierenden explizit mit Hanf beschäftigen können. Zusätzlich soll es ein eigenes Wahlpflicht-Modul geben – das erste in Deutschland – in dem die Grundlagen der Züchtung und Produktion von Cannabis gelegt werden. Darüber hinaus besteht starkes Interesse auch die Forschung in diesem Bereich, mit Kooperationspartnern aus der Branche, voranzubringen. Auch dafür wird der Messeauftritt auf der „Mary Jane“ genutzt.

Auf die Frage, ob es überhaupt legal sei, Cannabis an einer Hochschule anzubauen, betont Prof. Schwerdtner: „Die Forschung an Cannabis ist in Deutschland genehmigungspflichtig. Um da auf der sicheren Seite zu bleiben und Einbruchsschäden vorzubeugen, werden wir uns komplett auf THC-freien Hanf konzentrieren bzw. beschränken. Da muss man schon einen ganzen Hektar rauchen, um eine Wirkung zu spüren. Zu allen rechtlichen Aspekten stimmen wir uns dabei eng mit unserem Justiziariat und der Hochschulleitung ab.“