Cannabisanbau

Hanf (Cannabis sativa) zählt zu den ältesten und vielseitigsten Nutz- und Heilpflanzen der Erde.

Die einjährige, krautige Pflanze stammt aus Zentralalsien und gehört botanisch zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) wie der Hopfen. Hanf kann nach vier Verwendungsrichtungen unterschieden werden:

  • Nutzhanf (Industrie-, Faserhanf für Seile, Dämmstoffe …)
  • Medizinalhanf (Öle für Medizinprodukte)
  • Nahrungsmittel (Hanfsamen ohne THC)
  • Konsumhanf (Genussmittel mit THC, CBD)

Nahezu alle Teile der Pflanze können genutzt werden: Fasern, Samen, Blätter und Blüten.

Darüber hinaus hat die selbstverträgliche Pflanze einen hohen Wert für die Bodenfruchtbarkeit.

In Deutschland wurde Hanf lange als Kulturpflanze angebaut. Seit dem 18. Jahrhundert setzte jedoch ein stetiger Rückgang der Kultivierung ein, bis der Anbau in der BRD 1982 ausnahmslos verboten wurde.

Erst seit 1996 dürfen Landwirte in Deutschland wieder Cannabis in Form von besonders THC-armem Industriehanf als Nutzpflanze kultivieren. Dafür dürfen jedoch nur EU-zertifizierte Nutzhanf-Sorten genutzt werden, deren Tetrahydrocannabinol-Gehalt (THC) die Grenze von 0,2 % nicht überschreiten darf (in Italien 0,6 %). Dadurch ist eine psychoaktive Wirkung ausgeschlossen.

Der Anbau muss in jedem Fall bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) angezeigt werden. Diese ist auch zuständig für die Durchführung von THC- Kontrollen beim Hanfanbau und die Überprüfung der Einfuhrregelungen aus Drittländern.

Zum 1. April 2024 hat der Deutsche Bundestag zudem den privaten Konsum und Besitz von geringen Mengen Cannabis für Erwachsene in Deutschland legalisiert und im Cannabisgesetz reglementiert. Damit wurde Cannabis auch aus dem Katalog des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) gestrichen.

Durch das langjährige Verbot ist das Wissen um diese wertvolle Kulturpflanze in der Wissenschaft wie der Gesellschaft jedoch fast vollständig in Vergessenheit geraten. Bis heute wird Hanf in Teilen der Gesellschaft vor allem als Droge gesehen und abgelehnt – ungeachtet der Tatsache, dass überhaupt nur bestimmte Hanfsorten psychoaktive Wirkstoffe (THC, CBD) besitzen und sich als Rauschmittel nutzen lassen.

Altes Wissen neu entdeckt

Die Fachrichtung Gartenbau der FH Erfurt hat sich das Ziel gesetzt, das Wissen um diese alte Kultur- und Nutzpflanze wieder zu entdecken und ihren Studierenden sowie der Gesellschaft zugänglich zu machen.

Dazu wird „Cannabisanbau“ als (optionales) Wahlpflichtfach im 3. Semester des Bachelorstudiengangs „Gärtnerischer Pflanzenbau“ etabliert und den Studierenden die Möglichkeit gegeben, sich in einer Reihe weiterer Studienfächer mit dem Anbau dieser Pflanze in verschiedenen Kultursystemen auseinanderzusetzen – so auch in eigenen Anbauversuchen in unserem Freiland.

Dabei wird ausschließlich THC-freier und EU-zertifizierter Industriehanf Verwendung finden. Eine psychoaktive Wirkung ist dadurch ausgeschlossen!

Darüber hinaus strebt die Fachrichtung Gartenbau an, die wissenschaftliche Forschung am Nutzhanf wieder aufleben zu lassen in Kooperation mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und Praxispartnern.

Der alleinige Fokus in der Lehre wie der Forschung wird auf dem Anbau des Cannabis in verschiedenen Kultursystemen liegen. Die verschiedenartigen Nutzungsformen werden hingegen – wie auch bei unseren anderen Kulturen – keine Rolle spielen.

Gleichwohl betrachtet sich die Fachrichtung Gartenbau auch als Akteur in einem gesellschaftlichen Diskurs über Segen und Gefahren des Cannabis. Als solcher möchten wir die Diskussion in der Hochschule und darüber hinaus befördern in der Überzeugung, dass Aufklärung auch in diesem Feld den besten Weg des Umgangs weist.

Kontakt

Prof. Dr. Wim Schwerdtner

Studiengangsleiter BA Gärtnerischer Pflanzenbau und MA Nachhaltiger Pflanzenbau in Forschung und Praxis

Zur Person